Die christlichen Bilder der Vergangenheit wurden bekanntlich nicht
fürs Museum geschaffen; sie waren Auftragskunst und dienten in der
Regel dem praktischen religiösen Vollzug: als Kultbild Þ
, als öffentliches oder auch privates Andachtsbild, zur
Erinnerung an den zugehörigen Text bzw. die dargestellte Person,
zur Steigerung der Verehrung, zur Belehrung usw. Vor allem
gilt: Bildbetrachten und Beten gingen ineinander über. Das Bild soll
das Heil, welches in Personen oder Ereignissen sichtbar geworden ist, vergegenwärtigen
und zugleich die gläubige Antwort darauf formulieren. Der Betrachter
soll mit den Augen des Glaubens am dargestellten Heil teilhaben. Diese
Funktion ist im Unterricht nicht wiederherstellbar, zumal er in der Regel
nicht mit Originalen, sondern mit Reproduktionen arbeitet. Aber die heutigen
Betrachter müssen wenigstens um den Unterschied wissen.