Da wir Bilder eher von links nach rechts als umgekehrt lesen, empfinden wir z. B. eine von links oben nach rechts unten führende Schräge als "fallend" und damit als ein Signal für Abstieg, Trauer u. ä. In Bildern der Auferstehung Christi dominiert stattdessen oft eine von links nach rechts aufsteigende Diagonale, sei es im Sargdeckel oder in der Figur des Engels oder des Auferstandenen selbst. Diese Linienführung "verkündet" bzw. unterstreicht visuell und emotional eindringlich die Botschaft: Er ist auferstanden. Ebenso kommt die bildeigene Sprache zum Zuge im Hoch- oder Querformat eines Bildes mit der Betonung der vertikalen oder der horizontalen Bildachse und den entsprechenden Folgen einer eher hierarchischen Über- und Unterordnung der Bildelemente bzw. eines Nebeneinanders. Symmetrische Anordnung bzw. Frontalität der Figuren steigert deren Würde und Feierlichkeit. Horizontale Linien vermitteln das Grundgefühl der Ruhe, vertikale Linien symbolisieren eher Erhabenheit, kurvige Linien Lebendigkeit. Das Dreieck gibt der Komposition Festigkeit, die Kreisform Geschlossenheit. Abweichungen von den Grundformen oder von der Links-Rechts-Wertigkeit werden als auffällig und damit als besonders bedeutungshaltig empfunden usw. Methodisch nützlich sind Tafelskizzen, die die planimetrischen Strukturen und die Bewegungsrichtungen einer Komposition verdeutlichen - vor allem, wenn daraus Gewinn für die Deutung gezogen werden kann.
Daß diese spezifische Bildsprache auch von jungen Betrachtern erlernt und in ihrer Bedeutung verstanden werden kann, zeigt die Fülle der museumspädagogischen und bilddidaktischen Literatur, die inzwischen zur Verfügung steht.
Für Kinder im Grundschulalter bietet sich eine narrative Erschließung der den Bildgehalt tragenden Gestaltungselemente an; auch dafür gibt es in der kunstdidaktischen Kinderliteratur gelungene Beispiele, von denen die religiöse Bilddidaktik lernen könnte.